Alfred Brehms „Illustriertes Tierleben“

Alfred Brehm auf Briefmarke von 1984Die Schilderungen der Beobachtungen von zahlreichen Tierarten, die der Tierforscher und Schriftsteller Alfred Brehm im Zuge mehrerer und weiter Reisen machte, fanden zu seinen Lebzeiten eine große Leserschaft. Früh gab es auch bereits wissenschaftlich-fachliche Kritik an den Darstellungen des am 2. Februar 1829 geborenen Thüringers, die in seinen Beschreibungen einzelner Arten Projektionen menschlicher Eigenschaften und menschlichen Denkens auf die Tierwelt erkannte. Handelte es sich bei Brehms Publikationen in vielbändiger Buchform und in Zeitschriften eher um tierkundliche Reiseliteratur oder um wissenschaftliche biologisch-zoologische Studien? Sein Blick auf verschiedene animalische Gattungen enthielt neben Verhaltensbeschreibungen auch Überlegungen zu jeweiligen charakterlichen Eigenschaften und darauf bezogene Bewertungen. Diese waren von Vor-und Einstellungen beeinflusst, denen der Zweibeiner Brehm selbst anhing. Dabei sprach er von spezifischen Neigungen und besonderen Stärken und Schwächen der Tiere. Manche Arten kamen ihm klüger, manche lasterhafter als andere vor, und manche schienen dem Sohn eines ornithologisch äußerst aktiven Pfarrers sympathischer als andere.

Alfred Brehm auf Briefmarke der DDR von 1989In den Darstellungen und Überlegungen des promovierten Naturwissenschaftlers Brehm zeigte sich neben Interesse, Neugier und Faszination für die Tierwelt eine grundsätzliche Wahrnehmung des Umstandes, dass die Tiere lebten und fühlten. Sein beobachtender wie sinnierender, für Leser und Leserinnen ohne biologisches Expertenwissen verständlicher und unterhaltsamer Zugang zu den Tieren lieferte nicht nur wegen der Zeichnungen, die in seinem gleichnamigen, international und hervorragend verkauften Hauptwerk enthalten waren, ein wahrhaft „Illustriertes Thierleben“.

Als junger Mann hatte Brehm Mitte der 1840er-Jahre schon ein Architekturstudium in Dresden begonnen, da eröffnete sich ihm in Zusammenhang mit der vogelkundlichen Prominenz seines Vaters die Möglichkeit, an einer Forschungsreise durch Ägypten und den Sudan teilzunehmen. Als er nach fünf Jahren zurückkehrte, wechselte Brehm an der Jenaer Universität den akademischen Bereich und legte eine Ausarbeitung während der Expedition gesammelter Erkenntnisse mit Erfolg als Dissertation vor. Neben weiteren zu Studienzwecken unternommenen Reisen nach Afrika, Skandinavien, Sibirien und Südeuropa bekleidete Brehm leitende Funktionen in verschiedenen zoologischen Anlagen.

Alfred Brehm Haus auf Briefmarke derDDR von 1973 Er konzipierte Anfang der 60er-Jahre den „Hamburger Zoologischen Garten“ und baute zum Ende des Jahrzehntes das „Berliner Aquarium Unter den Linden“ mit auf. Bei letzterem handelte sich jedoch nicht nur ein Aquarium, vielmehr ließ Brehm einem, wie in Hamburg, interessierten und zahlreich erscheinenden Publikum neben Reptilien und anderen Wasserbewohnern auch Affen zeigen. Sowohl in Hamburg als auch in Berlin kam es allerdings zu Auseinandersetzungen mit anderen maßgeblich an der Leitung und Verwaltung Beteiligten und Brehm wandte sich mehr oder weniger freiwillig wieder ausschließlich dem Tierstudium und Publizieren zu. Im Zuge der seit 1863 erschienenen insgesamt zehn Bände, die als „Brehms Tierleben“ zu einem populären Standardwerk avancierten, führten ihn Vorträge auch in die Vereinigten Staaten von Amerika. Strapazen während seiner Studien- und Vortragsreisen, speziell dabei erlittene Malariaerkrankungen, auch eine Hirnhautentzündung, und vor allem die frühen Tode seiner Ehefrau und eines der gemeinsamen Söhne hatten drastisch an Alfred Brehms Gesundheit gezehrt, als er im Alter von nur 55 Jahren in seinem Geburts- und abermaligen Wohnort Renthendorf starb.


Anzeige
Jetzt bestellen MICHEL
Deutschland-Spezial 2024 – Band 2

978-3-95402-492-6
Preis: 98,00 €
Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands.

Jetzt bestellen


Authored by: Marius Prill

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert