Krimkrieg: Die Vorboten der Katastrophe

Der Krimkrieg auf einer Briefmarke von Guernsey 2006

Den Angriff der leichten Brigade zeigte Guernsey 2006 auf Briefmarke, MiNr. 1074.

„USA verhĂ€ngt Sanktionen gegen Russland“, „Moskau reagiert auf EinschrĂ€nkungen mit Einreiseverboten gegen die Vereinigten Staaten“, „Noch in dieser Woche soll das Verfahren zur Eingliederung der Krim in die Russische Föderation abgeschlossen werden“, „Niemals wird die Ukraine den Kampf um die Befreiung der Krim aufgeben“. TĂ€glich verfolgt die ganze Welt beunruhigende Nachrichten zur gegenwĂ€rtigen Krise auf der Krim. In der Mitte des 19. Jahrhunderts spitzten sich die Spannungen zwischen Russland und anderen GroßmĂ€chten auf der Halbinsel im Schwarzen Meer schon einmal zu. Im Krimkrieg gipfelte von 1853 – 1856 die Auseinandersetzung zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, in die vor genau 160 Jahren, am 27. MĂ€rz 1854, auch Frankreich und England eingriffen.

Zum Ausbruch des Krieges fĂŒhrte eine lange Kette von Ereignissen. Die osmanische Regierung hatte 1852 unter dem Druck Frankreichs der römisch-katholischen Kirche Vorrechte in bestimmten christlichen StĂ€tten Israels eingerĂ€umt. Die russische Regierung fĂŒhlte sich hintergangen, da sie darin eine Verletzung der Rechte sah, die zuvor orthodoxe Klöster innehatten. Im MĂ€rz 1853 wurde ein russischer FĂŒrst nach Konstantinopel entsandt, um dem russischen Protest Nachdruck zu verleihen. Sein Anliegen bestand jedoch nicht nur darin, die Angelegenheit um die HeiligtĂŒmer klĂ€ren zu wollen, er verlangte alle AnhĂ€nger des griechisch-orthodoxen Glaubens im Osmanischen Reich zu schĂŒtzen. In Konstantinopel wurde diese Forderung als ein Einmischen in innere Angelegenheit aufgefasst und strikt abgelehnt.

Am 14. Oktober 2009 gab Russland eine Marke zum 200. Geburtstag von Wladimir Istomin heraus. Als Admiral verteidigte er die Stadt Sewastopol im Krimkrieg, MiNr. 1605.

Am 14. Oktober 2009 gab Russland eine Marke zum 200. Geburtstag von Wladimir Istomin heraus. Als Admiral verteidigte er die Stadt Sewastopol im Krimkrieg, MiNr. 1605.

Nun betrachteten auch Frankreich und England die Lage immer kritischer. Nachdem Russland eine solche Forderung gestellt und im Juni auch noch in die DonaufĂŒrstentĂŒmer einmarschiert war, beschlossen sie im November, als Russland die osmanische Flotte in Sinope zerstört hatte, endgĂŒltig in den Krieg einzutreten. Am 27. MĂ€rz des Folgejahres erklĂ€rten sie dem Zaren den Krieg. Doch welche Faktoren veranlassten die beiden westeuropĂ€ischen MĂ€chte in dem Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich zu intervenieren?

Die beiden GroßmĂ€chte betrachteten eine Ausweitung der russischen Macht auf das Gebiet des Osmanischen Reiches als Ă€ußerst kritisch. Der Einfluss Russlands wĂŒrde sich stark ausweiten, auch auf afrikanische Territorien. Da Frankreich nach der Ägyptischen Expedition Ende des 18. Jahrhunderts weitere koloniale Interessen in Afrika verfolgte, missfiel dem Großreich die Einmischung Russlands.

Die britischen GenerÀle Thomas Leigh Goldie und James Thomas Brudenell auf einer Briefmarke der Insel Man, MiNr. 866.

Die britischen GenerÀle Thomas Leigh Goldie und James Thomas Brudenell auf einer Briefmarke der Insel Man, MiNr. 866.

England sah vor allem seine wirtschaftlichen Interessen bedroht. Ein schwaches, aber funktionierendes Osmanisches Reich garantierte dem britischen Empire einen sicheren Zugang nach Asien. England verfolgte im 19. Jahrhundert auf wirtschaftlicher Ebene vor allem eine StĂ€rkung und Ausdehnung Indiens, der wichtigsten Kolonie. In Zentralasien war durch eine SchwĂ€chung des Osmanischen, des Persischen sowie des Chinesischen Reiches ein Machtvakuum entstanden, das sowohl Russland als auch Großbritannien auszufĂŒllen gedachten.

Die Belagerung von Sewastopol auf einer Briefmarke der Ukraine von 2010, MiNr. 1121.

Die Belagerung von Sewastopol auf einer Briefmarke der Ukraine von 2010, MiNr. 1121.

Im Russisch-Persischen sowie Russisch-TĂŒrkischen Krieg in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts stĂ€rkte der russische Zar seine Position im asiatischen Raum. Russland erlangte Gebiete auf dem Kaukasus, das Donaudelta sowie einen Großteil der OstkĂŒste des Schwarzen Meeres. Das britische Reich stand im „Great Game“ ? unter diesem Begriff ging die anglo-russische Auseinandersetzung in die Geschichte ein ? unter Zugzwang. Durch eine Expansion im afghanischen Raum wollte England eine Vormachtstellung Russlands in Asien verhindern. Russland verfolgte das Ziel, zum Indischen Ozean vorzudringen und dort einen Hafen zu errichten. Großbritannien wollte diesem Vorhaben Einhalt gebieten, indem Afghanistan erobert und an British-Indien angegliedert werden sollte.

<em>Zum 150. Jahrestag des Krimkriegs prĂ€sentierte Großbritannien 2004 Fotografien britischer Soldaten und Offiziere auf einem Briefmarken-Satz.</em>

Zum 150. Jahrestag des Krimkriegs prĂ€sentierte Großbritannien 2004 Fotografien britischer Soldaten und Offiziere auf einem Briefmarken-Satz.

Im Ersten Anglo-afghanischen Krieg, die erste von drei militĂ€rischen Unternehmungen Großbritanniens, mussten die britischen und indischen Soldaten jedoch schlussendlich eine Niederlage einstecken. Auch in den zwei folgenden Anglo-afghanischen Kriegen, die nach dem Krimkrieg ausgetragen wurden, konnte das Empire keinen Sieg davontragen. Gemeinsam mit dem Osmanischen Reich und Frankreich verfolgte Großbritannien nach der Niederlage in Afghanistan das Ziel, dem Zaren auf dem Balkan Einhalt zu gebieten. Als Russland Teile des Balkans besetzte, sahen sich Großbritannien und Frankreich gezwungen, durch eine Entsendung von Truppen auf die Krim in den Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich einzugreifen, um eine russische Vorherrschaft im Nahen Osten und im Mittelmeerraum zu verhindern. Mehr ĂŒber die Ursachen und den Verlauf des Krimkrieges können Sie in der DBZ 8/2014 nachlesen.

Authored by: Stefanie Dieckmann

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