Ein eigenes Museum: Auguste Rodin

Ein eigenes Museum: Auguste Rodin

„Man wird einmal erkennen, was diesen großen Künstler so groß gemacht hat: daß er ein Arbeiter war, der nichts ersehnte, als ganz, mit allen seinen Kräften, in das niedrige und harte Dasein seines Werkzeuges einzugehen.“

Auguste Rodin auf Europa Briefmarke aus FrankreichSo schrieb Rainer Maria Rilke über den künstlerischen Antrieb Auguste Rodins, dessen Geburtstag sich am heutigen Tag zum 175. Mal jährt. Der berühmte deutsche Dichter sprach übrigens aus unmittelbarer Anschauung: War er doch zeitweise Angestellter, Privatsekretär nämlich, des Bildhauers mit dem üppigen Vollbart. Dass dieser ein großer Künstler war, erkannten freilich auch andere seiner Zeitgenossen. Und dies obwohl Rodin, wenngleich tief in der plastischen Tradition verwurzelt, durchaus für einen Bruch mit dem Vorangegangenen steht: „Was man allgemein als Hässlichkeit bezeichnet, kann in der Kunst zu großer Schönheit werden.“ Bekannte Worte des Franzosen, die so zuvor nicht viele formuliert und umgesetzt hatten. Sie weisen auf die ergreifende Kraft seiner Plastiken hin, welche bis zu wesentlichen Eigenschaften und Zusammenhängen des menschlichen Daseins durchdringen und in ihrer ausdrucksstarken, authentischen Darstellung vormals gepflegte Tendenzen zur Idealisierung zurückstellen.
Auguste-Rodin-auf-Briefmarke-aus-MonacoParis war ein glücklicher Geburtsort für den späteren Künstler von Weltrang: Schon als Junge hatte Rodin gewissermaßen ein höchstklassiges Museum für sich bzw. vor der Haustür. Konnte er doch im Grunde so oft wie er wollte in den „Louvre“ gehen, wo sich die Werke der großen, alten Meister aus nächster Nähe studieren ließen. Dabei war sein Interesse nicht auf Plastiken beschränkt: Auch die Malerei und zeichnerische Arbeiten interessierten den engagierten Schüler der Bildenden Kunst. Was die örtliche Hochschule betraf, lief es in der französischen Hauptstadt allerdings weniger optimal: An der „École des Beaux-Arts“ wurde Rodin trotz mehrerer Anläufe abgelehnt. Deshalb vollzog sich seine weitere Entwicklung in Eigenregie, in praktischen Kontexten und insbesondere jenseits des akademisch-künstlerischen Mainstreams. Bezüglich der Originalität und innovativen Kraft des Rodinschen Oeuvres war dies womöglich ein nicht unbedeutender Umstand. Nichtsdestotrotz nahm der junge Bildhauer zum weiteren Erlernen technischer Mittel auch an verschiedenen Kursen teil, zum Beispiel einem zur Anatomie von Tieren, der im Pariser Naturkundemuseum („Muséum national d’histoire naturellle“) abgehalten wurde.

Auguste Rodin auf Briefmarke aus Rumaenien1864 lernte Rodin Rose Beuret kennen. Wenngleich sie erst sehr viel später, 1917, dem Jahr, in dem beide starben, heirateten, bekamen Rodin und Beuret bald einen Sohn. Als Albert Ernest Carrier-Ballieuse, ein knapp 25 Jahre älterer Kollege Rodins, in dessen Studio er arbeitete und mit dem er im Rahmen dekorativer Auftragsarbeiten kooperierte, nach Brüssel ging, siedelte man zusammen nach Belgien um. Das Intermezzo im nahen Ausland endete allerdings mit einem Streit der beiden Künstler.
Rodin unternahm danach erst einmal eine Studienreise nach Italien. Besonders deutliche Spuren in seiner eigenen künstlerischen Arbeit hinterließ die dabei erfolgte Auseinandersetzung mit den Werken Michelangelos. Unmittelbar schlug sich dies in einigen Bildnissen männlicher Figuren nieder, mit denen Rodin im Rahmen seiner ersten Ausstellungsaktivitäten auf sich aufmerksam machte.

Auguste Rodin auf Briefmarke aus FrankreichNicht zuletzt waren es der französische Staat und öffentliche Institutionen, die den Künstler in der Folge mehrmals mit Arbeiten, darunter die berühmten Bronzeskulpturen „Das Höllentor“, welche letztlich unvollendet blieb, und „Die Bürger von Calais“, beauftragten. Die allgemeine Anerkennung und auch der Wohlstand Rodins nahmen im Zuge dessen zu. Unter anderem war es ihm nun seinerseits möglich, aufstrebende Künstler als Assistenten zu beschäftigen. Als im Jahr 1900 die Pariser Weltausstellung stattfand, wurden dort im „Pavillon Rodin“ über 150 Werke Rodins gezeigt. Dieser stellte nun international, auch in den USA, aus. Vor seinem Tod vermachte der Künstler sein Werk dem französischen Staat, der dafür ein für ihn reserviertes Museum errichten sollte.
Und so bekam Auguste Rodin kurz nach seinem Ableben noch einmal bzw. diesmal wirklich ein „eigenes Museum“: Seit 1919 lassen sich viele seiner Kunstwerke, zum Beispiel auch die bekannte Statue „Der Denker“, im „Musée Rodin“, das sich natürlich in Paris befindet, begutachten.

Titel: Auguste Rodin und Alfons Mucha auf einem Briefmarkenblock der Tschechischen Republik.

Authored by: Marius Prill

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert