Finnland erklärt Unabhängigkeit

Finnland erklärt Unabhängigkeit

Über Jahrhunderte stand das Gebiet des heutigen Finnlands unter der Kontrolle benachbarter Mächte, wobei Schweden und Russland um die Vorherrschaft rangen. Im Zuge der Umwälzungen während der Oktoberrevolution erklärte das damalige Großfürstentum Finnland am 6. Dezember 1917 schließlich seine Unabhängigkeit von Russland. Es folgte eine schmerzhafte Periode innenpolitischer Unruhen auf dem Weg zur stabilen parlamentarischen Demokratie.

Ortsbestimmung

Finnland stamp Briefmarke independence Russland Schweden 100 (5)

Am 24. Mai 2017 erschien dieser Kleinbogen mit zwei Marken, die sich an den ersten Ausgaben der Republik Finnland vor 100 Jahren orientieren.

Im Norden Europas zwischen Schweden und Russland gelegen, ist das heutige Finnland hinsichtlich seiner Fläche nur unwesentlich kleiner als Deutschland. Die Einwohnerzahl liegt mit nur etwa 5,5 Millionen Menschen dagegen erheblich niedriger und so zählt Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Ein Großteil der Finnen wohnt im Süden des Landes in der Hauptstadt Helsinki sowie in den Großstädten. Während in der Provinz Südfinnland im Durchschnitt 62,6 Einwohner pro Quadratkilometer leben, sind es in der Nordprovinz Lappland weniger als zwei. Ein Drittel der Fläche Finnlands liegt oberhalb des Polarkreises.
Wegen einer landschaftlichen Besonderheit ist Finnland auch als „Land der tausend Seen“ bekannt: Fast 188000 Seen gibt es im Land, darunter über 55000 mit einer Größe von mindestens einem Hektar. Landschaftlich ist eine Unterteilung Finnlands in fünf große Naturräume möglich: die Küstenebenen Südfinnlands sowie Österbottens, im Landesinneren die Finnische Seenplatte, im Osten das Finnische Hügelland sowie Lappland ganz im Norden. 86 Prozent von Finnland sind bewaldet, wodurch dies das waldreichste Land Europas ist.

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In den vergangenen 100 Jahren hat die finnische Post regelmäßig Marken anlässlich der 1917 erlangten Unabhängigkeit Finnlands herausgegeben. Zum 75. Jubiläum fand zudem ein Malwettbewerb statt und das Bild der Gewinnerin wurde auf einer Marke verewigt (siehe rechts).

Die finnische Verfassung schreibt mit Finnisch und Schwedisch heute zwei Amtssprachen fest, dies ist ein Ergebnis ebenso langer wie intensiver Diskussionen über die Sprachenpolitik im Land. Etwa 89 Prozent der Bevölkerung gibt heute Finnisch als Muttersprache an und etwas über fünf Prozent Schwedisch. Als ethnische Minderheit genießen die in den nördlichen Regionen Lapplands lebenden Samen sowie deren Kultur einen besonderen Schutz. Dazu gehören insbesondere auch die samischen Sprachen, die derzeit in Finnland noch von etwa 1750 Angehörigen dieser Ethnie als Muttersprache gesprochen werden und in einigen Gemeinden einen offiziellen Status haben.

Insgesamt zählen heute in Finnland rund 7000 Menschen zu den ethnischen Samen, die zur Sicherung ihrer sprachlichen und kulturellen Selbstverwaltung seit 1996 eine eigene parlamentarische Vertretung, das Sameting, haben. Eine solche Institution besteht ebenfalls für Angehörige der Samen in Schweden und Norwegen, nicht jedoch in Russland, einem weiteren Siedlungsgebiet dieser ethnischen Gruppe.

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Bemerkenswertes Projekt: Für den Briefmarkenbogen „Finnland 100 ?
Das Gesicht Finnlands“ konnten Bürger Finnlands ihr Bild einsenden.

Einen Sonderstatus innerhalb Finnlands haben auch die Ålandinseln: Die zwischen Finnland und Schweden gelegene Inselgruppe ist gemäß einer Entscheidung des Völkerbunds von 1921 eine Region Finnlands, die ihre inneren Angelegenheiten aber autonom verwaltet. Seit 1. März 1984 geben die Ålandinseln, wo allein Schwedisch Amtssprache ist, eigene Briefmarken heraus.

Nachbar Schweden

Die politische Verbindung zwischen Schweden und dem Gebiet Finnlands dauerte fast 700 Jahre und begann vermutlich mit einem von Schwedens König Erik IX. angeführten Feldzug im Jahr 1154. Nach mehreren Kriegen zwischen Schweden und Nowgorod, einem im Mittelalter einflussreichen Staat im heutigen Russland, kam das Gebiet Finnlands schließlich in den schwedischen Machtbereich. Dort übernahm es in politischer Hinsicht eine zunehmend wichtige Rolle, so stammte ein Großteil der Soldaten des schwedischen Heers aus Finnland.
Die Region blieb aber politisch unruhig und nach etlichen weiteren Kriegen trat Schweden am 17. September 1809 im Vertrag von Frederikshamn große Gebiete an Russland ab. Dazu gehörten auch weite Teile des heutigen Finnlands.

Nachbar Russland

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Am 6. September 1938 erinnerte diese Markenserie (MiNr. 213?216) an 300 Jahre finnische Post.

Unter dem russischen Zar Alexander bildeten die von Schweden an Russland abgetretenen Gebiete das autonome Großfürstentum Finnland. Dabei blieben die bereits unter schwedischer Herrschaft geltenden Gesetze und Vorrechte der Stände erhalten. Die Grenzen des neuen Großfürstentums wurden bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1917 nicht mehr verändert. Staatsoberhaupt des Großfürstentums war zunächst der Zar Alexander. Im Jahr 1825 übernahm Zar Nikolaus I. die Macht in Russland und erkannte, wie auch alle weiteren Nachfolger, den Sonderstatus Finnlands im Wesentlichen an.

Ein finnisches Nationalbewusstsein entwickelte sich ab Anfang des 19. Jahrhunderts, als Vertreter akademischer Kreise nach einer weiteren Stärkung der Stellung Finnlands innerhalb Russlands strebten. Die offizielle Verwaltungssprache war noch immer das Schwedische und so nahm die Entwicklung und Förderung der finnischen Sprache bei Befürwortern eine zunehmend wichtige Stellung als Sinnbild einer nationalen Identität ein. [..]

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Die Marken (MiNr. 973?976,?Block 1) auf diesem Block aus dem Jahr 1985 zeigen die Wege der Postbeförderung rund um Finnland im 17. Jahrhundert.

Sie finden den kompletten Beitrag von Harald Kuhl zur Unabhängigkeit Finnlands in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Briefmarken-Zeitung 25/2017. Was Sie sonst noch erwartet, sehen Sie im Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe. Abonnenten erhielten das Heft bereits etwas im Voraus und konnten wie üblich schon einige Tage früher im Heft lesen – und sparen außerdem Geld gegenüber dem Kauf im Einzelhandel. Seit dem 24. November ist die erste Dezember-Ausgabe der DBZ 25/2017 aber natürlich auch am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder direkt über unseren Vertrieb erhältlich.

Authored by: Stefan Liebig

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