Stolze 1750 Gedenktage

Stolze 1750 Gedenktage

Eine Studie ohne Abbildungen – geht denn das? Nun, Philatelisten werden keine Schwierigkeiten bekommen, den Ausführungen der vier Autoren zu folgen. Die meisten Ausgaben dürften sie eh vor Augen haben, andere stecken in den Alben, und gegebenenfalls hilft ein Blick in den Michel. Der Band reflektiert ein Hauptseminar der beiden Herausgeber an der Friedrich Schiller Universität Jena im Sommersemester 2018.
Zum Auftakt diskutiert Achim Thomas Hack die Forderung, die Philatelie als historische Grund- oder Hilfswissenschaft zu etablieren. Dabei geht er sowohl auf die unterschiedlichen Ansätze, das Hobby zu betreiben, ein, als auch auf die Ähnlichkeiten zur Numismatik, die längst Anerkennung unter Historikern gefunden hat.

Zur Identitätsstiftung

Ein heißes Eisen fasst sodann Klaus Ries an. Die Ausgaben des Saargebietes und Saarlandes sieht er im Spannungsfeld „zwischen politischer Propaganda und regionaler Identitätstiftung“. Seine Erläuterungen fallen allerdings weniger überzeugend aus, denn die Ausgaben stellen zwar das Land vor, spiegeln aber kaum die politischen Vorstellungen der Franzosen. Die Motivwahl prägt natürlich die Identitätsstiftung, doch stellt sich die Frage, ob die Philatelie damit nicht ein wenig übergewichtet wird. Der Gedanke als solcher hätte eine breite Debatte in der Philatelie verdient.
Leichter verdaulich sind die folgenden Studien Hans Werner Hahns zum 19. Jahrhundert im Spiegel deutscher Briefmarken und Hacks zu Karl dem Großen auf Briefmarken verschiedener europäischer Staaten. In Hahns Beitrag überzeugt die Gegenüberstellung der Ausgaben beider deutscher Teilstaaten nach 1945 rundum.
René Smolarski dürfte mit seiner Analyse der bundesdeutschen Vertriebenenmarke „als Medium politischer Propaganda“ sicher Widerspruch in jenen Kreise auslösen, die Propaganda nur östlich der Elbe zu erkennen vermögen. Sei’s drum – allein die Ausführungen zu den Reaktionen im Inland lohnen die Lektüre. Schließlich rundet Hack den Band mit einer Auswertung der zu runden und unrunden ausgegebenen Briefmarken ab. 1750 Gedenktage wuden seit 1924 philatelistisch begangen – ein stolzer Wert.

Geschichte zum Aufkleben. Historische Ereignisse im Spiegel deutscher Briefmarken. Von Achim Thomas Hack und Klaus Ries (Hrsg.). 208 Seiten, keine Abbildungen, Format 17 x 24 cm, broschiert. ISBN 978 3 515 12658 8. Preis: 46 Euro. Erhältlich im Buchhandel.

 


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Authored by: Torsten Berndt

There is 1 comment for this article
  1. Alexander Schonath at 12:17

    Wie Philatelie und Geschichte verbunden werden können, wird auf der Internetseite des Heilbronner Philatelisten-Vereins gezeigt: https://tinyurl.com/y3aysur5

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