Freistempelstudie: Von Harburg bis Wilhelmsburg

Freistempelstudie: Von Harburg bis Wilhelmsburg

Eine in allen Ländern zu beobachtende Folge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war die Landflucht und damit eine zunehmende Urbanisierung. So wuchs die Bevölkerung Hamburgs zwischen 1875 und 1910 von rund 265 000 auf 930 000 Einwohner. Ein weiteres Resultat waren zusammenwachsende Stadtgebiete, was fast zwangsläufig zu Eingemeindungen führte. Hierbei spielten neben wirtschaftlichen Aspekten auch Fragen der Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Dies lässt sich ebenfalls am Beispiel des Großraums Hamburg gut belegen. Harburg im preußischen Regierungsbezirk Lüneburg, das ab 1888 verschiedene Gemeinden eingegliedert hatte, wurde 1927 durch das Unterelbegesetz mit dem Stadtkreis Wilhelmsburg vereinigt und galt mit 110 000 Einwohnern fortan als Großstadt. 1937 erfolgte durch das Groß-Hamburg-Gesetz die Eingliederung in den Staat Hamburg, und ein Jahr später kam mit der Bildung der Hansestadt Hamburg der Verlust der Eigenständigkeit. Heute sind Harburg und Wilhelmsburg lediglich noch als Stadtteile von Hamburg bekannt.

Kommunale Veränderungen

Man versteht auf diesem Hintergrund den Reiz darzustellen, wie sich die kommunalen Veränderungen auch auf Freistempel auswirkten. Förster machte 2015 einen ersten Versuch der Erfassung im Vereinsheft Nr. 90 des Harburger Briefmarkensammlervereins. Die jetzige Studie kam durch die Zusammenarbeit mit Olav Beecken zustande, der neben wertvoller Information etwa die Hälfte der gezeigten Belege beisteuern konnte. Auch Förster gelang es, seinen Bestand durch Neuentdeckungen zu erweitern. Damit sind die beiden Postgeschichtler in der Lage, insgesamt 107 Verwender/Muster nachzuweisen, zumeist auf Original-Bedarfsbelegen oder -Ausschnitten, teils auch auf Archivkarten oder sogenannten „00 Abdrucken“, die jeder Besitzer einer Maschine bei seinem Einlieferungspostamt hinterlegen musste, wobei das Wertkästchen statt einer Portostufe die Ziffern 00 oder 000 zeigte. Auch Wechsel der Werbeeinsätze waren auf den Archivkarten zu dokumentieren.

Auf die AFS-Typenübersicht und die Aufstellung der verschiedenen Wertrahmen folgen die Freistempelabbildungen – sie entsprechen alle, wenn nicht anders vermerkt, dem Francotyp C – in alphabetischer Reihenfolge gemäß dem Anfangsbuchstaben des Verwenders und sind somit leicht auffindbar. Zusätzliche Hinweise betreffen Veränderungen im Stempeleindruck und Unterscheidungsmerkmale, Firmengeschichte und weitere zum abgebildeten Muster gemeldete Belege. Das Literaturverzeichnis umfasst sieben Titel.
Der Autor macht deutlich, dass weitere Entdeckungen von AFS möglich sind und freut sich über jede Neumeldung. Man kann seiner Beobachtung nur zustimmen: „Ohne die im Heft Nr. 90 und jetzt hier veröffentlichten Abbildungen wäre die Postgeschichte von Harburg-Wilhelmsburg gewiss nicht vollständig dokumentiert.“

Rainer von Scharpen

Die Freistempel von Harburg und Wilhelmsburg. Eine postgeschichtliche Aufarbeitung aus der Zeit von 1927 – bis 1945/46. Hans-Joachim Förster, 46 Seiten, DIN A4, 108 Abb. überwiegend farbig, Softcover, geheftet. Studiengruppe Postgeschichte – Postgeschichte in Deutschland bis zur Gegenwartsphilatelie – Moderne Philatelie, Heft Nr. 21. Ammersbek: Eigenverlag, 2022. ISSN 247-1219. Preis: 10,00 Euro + 2 Euro Versand, Ausland 4 Euro. Bezug: Einzahlung auf DE34 2005 0550 1167 3254 53 mit vollständiger Versandadresse oder: foerster_hajo@outlook.de.


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