Vor 70 Jahren: Journal „Tintin“ erscheint

Vor 70 Jahren: Journal „Tintin“ erscheint

In Brüssel befindet sich nicht nur eines der größten und bedeutendsten Comicmuseen der Welt, in der Stadt begegnet man auf Schritt und Tritt den Protagonisten der neunten Kunst, sei es in U-Bahnstationen oder auf Hauswänden. Das hat natürlich einen Grund, stammt doch Hergé, der Schöpfer der weltbekannten Helden „Tim und Struppi“ aus Belgien. Einer der Gründe für den weltweiten Siegeszug von Tim war neben den Alben sicher das gleichnamige Comicmagazin, das vor genau 70 Jahren gegründet wurde. Der ehemalige Widerstandskämpfer Raymond Leblanc hatte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen kleinen Verlag, „Le Lombard“, gegründet und wollte nun eine illustrierte Zeitschrift für Kinder und Jugendliche herausbringen. Die Geschichten von Tim und Struppi waren bereits recht bekannt, sodass die Idee nahe lag, diese Bekanntheit zu nutzen und die Zeitschrift unter Tims Namen zu starten. Hergé konnte erfolgreich zur Zusammenarbeit bewegt werden und so erschien unter dessen künstlerischer Leitung am 26. September 1946 die erste Ausgabe der Zeitschrift „Tintin“ in einer Auflage von 40 000 Exemplaren.

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Zweisprachige Ausgabe

Das besondere daran: Unter dem Titel „Kuifje“ wurde zugleich eine niederländische Version für den flämischen Teil Belgiens in einer Auflage von 20 000 Exemplaren produziert. Das Heft bestand zu Beginn aus zwölf Seiten, davon fünf Comicseiten, von denen Tim und Struppis Abenteuer jeweils zwei Seiten einnahmen. Das Heft wurde, vermutlich auch wegen einer ausgefeilten Werbekampagne, ein großer Erfolg und bereits im Dezember 1946 wurde der Umfang der Zeitschrift auf 16 Seiten erweitert.

Tim wird eine Marke

timbre-tintinBesonders die Maßnahmen zur Lesergewinnung waren erfolgreich: So gab es einen „Tintin“-Club und im Magazin sowie auch auf anderen Alltagsprodukten eigene „Tintin“-Sammelmarken, die – obwohl natürlich nicht frankaturgültig – anscheinend auch früh das Interesse von Briefmarkensammlern weckten. Diese „Timbres Tintin“ konnten gesammelt werden und in verschiedene Prämien eingetauscht werden, von Süßigkeiten bis hin zu Originalzeichnungen. Im Oktober 1948 startete die Zeitschrift auch in Frankreich, wo die „Timbres Tintin“ aus rechtlichen Gründen in „Chèque Tintin“ umbenannt wurden. Die „Sammelmarken“ zeitigten Erfolg. Lag die Auflage bei ihrer Einführung bei 60 000 Exemplaren in Belgien und bei 70 000 in Frankreich, stiegt die französische Auflage bald auf 300 000 Exemplare pro Woche. Im Lauf der Jahre stiegt die Gesamtauflage des Magazins auf 600 000 Exemplare weltweit (in etwa 50 Ländern) bei am Ende 68 Seiten Inhalt, die Mischung aus Hintergründen zu einzelnen Comicgeschichten und Zeichnern, steter Gewinnung neuer Zeichner und Serien sowie Generierung neuer Rubriken traf einen Nerv.

Nur der Versuch, ein eigenes Magazin für weibliche Leser zu etablieren, scheiterte. In den 1980er-Jahren war es jedoch vorbei mit der Popularität: Wie viele andere Comicmagazine auch, wurde „Tintin“ 1980 in Belgien eingestellt, die französische Ausgabe hielt sich noch bis 1988. Bereits 1979 hatte Hergé selbst die erste „Tintin“-Briefmarke für die belgische Post entworfen, die die Sammler immer wieder mit neuen Briefmarken aus dem Universum von „Tim und Struppi“ erfreute. Zuletzt erschien zum Jubiläum der Zeitschrift am 22. August dieser wie das Magazin zweisprachige Briefmarkenblock:

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Authored by: Udo Angerstein

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